Kaufe als Kleinanleger keine Sachwerte

Kaufe als Kleinanleger keine Sachwerte… titelte eine regionale Zeitung letzte Woche. Ist es demnach sinnvoll, in Geldwerte zu investieren?
Kaufe-als-Kleinanleger-keine-Sachwerte-moneypreneur

Dass ich sehr Immobilien – affin bin, ist kein Geheimnis.

Dass Geld (nicht zu verwechseln mit heutiger Währung) als Zahlungsmittel seine Daseinsberechtigung hat, unterschreib ich.

Doch dass meine Headline nicht meiner Meinung entspricht, möchte ich mit ein paar Rückblicken auf Tatsachen und meinetwegen subjektiven Zusammenhängen kurz darlegen.

Du darfst natürlich wie immer Deine eigene Meinung haben und selbst recherchieren, daraus Deine Schlüsse ziehen und … eigenverantwortlich handeln.

Ich gehe zum Start einfach mal und ca. ein Dreiviertel Jahrhundert in der Geschichte zurück. Das reicht schon.

In Bretton – Woods / USA trafen sich Ende des 2. Weltkrieges Delegierte aus über 40 Nationen, um ein neues Finanzsystem zu etablieren und die Welt in der Nachkriegszeit „zu stabilisieren“.

Da man für die USA ein goldenes Zeitalter erwartete, wurde dort der US – Dollar zur Leitwährung erkoren.

Das war ziemlich praktisch, denn anstatt Gold als Tauschmedium zwischen den Ländern hin und her zuschicken, wie es beim vorigen Goldstandard der Fall war, entschied man sich den US – Dollar zu verwenden, denn der war nach damaliger Einschätzung so gut wie Gold.

Um die Sache rund zu machen wurde für jede Landeswährung ein fester Wechselkurs zum US – Dollar bestimmt und der Dollar wiederum mit einem festen Preis von 35 Dollar pro Unze an Gold gebunden. So weit, so gut.

Nun konnten alle Länder ihre Währung in Dollar und diese dann in Gold umwandeln.

Das coole an der Sache: alle Währungen waren somit durch Gold gedeckt.

Wo wurde dies gelagert: natürlich sicher in den USA :-).

Das Ganze ging dann eine Weile gut.

Dann fingen so gen Ende der 1970er  die US – Haushaltsdefizite an. Man finanzierte das kostspielige Raumfahrtprogramm zum Mond und musste die Kriegsmaschinerie in Vietnam am Laufen halten. Den Ausgang kennt ihr.

Zu diesem Zeitpunkt begannen andere Länder skeptisch zu werden. Warum?

Naja, sie vermuteten, dass die USA durch ihre drastische Ausgabensituation mehr Dollar ausgaben, als durch Gold gedeckt war. Also gaben die Länder ihre Dollar ab und wollten Gold zurück.

Als sich ihre Vermutungen dann bestätigten, verlangten die Regierungen der Länder auch die Rückzahlungen von gewährten Krediten an die USA in Gold zurück.

Und dann passierte etwas, was nicht nur in die Geschichte einging, sondern der Anfang vom wohlmöglich Ende gewesen sein könnte.

Um die Abwanderung des Goldes aus US – Tresoren zu unterbinden, ließ der damalige Präsident Nixon ab dem 15. August 1971 den Umtausch von Dollar in Gold, ergo, die Bindung des Dollars an Gold, einfach mal kurzfristig aussetzen. (Kurzfristig gilt übrigens noch bis heute.)

Man nannte das damals „notwendige Schritte zu ergreifen, um den Dollar vor Spekulanten zu schützen“.

Die Umtauschbarkeit wurde also (Regierungsslang) „vorübergehend aufgehoben“.

Uncool, denn eben diese Bindung an Gold zwang Regierungen ja zu Disziplin und zur Mäßigung ihrer Ausgaben. Hatte man im alten System ein Haushaltsdefizit, wurde solange Gold ausgeführt, bis das Gleichgewicht wieder hergestellt war.

Umkehrschluss und bis heute gängige Praxis; ohne die Abdeckung von Gold, sind Staaten nun ständig im Defizit. Die USA zum Beispiel hatten seit besagtem Jahr keinen einzigen Haushalts-überschuss mehr. In guten, wie in schlechten Zeiten.

Man schuf also damals ein System, in dem Währungen durch … nichts gedeckt waren.

Den Begriff hierzu kennst Du sicher; man spricht von FIAT Währungen. Diese sind durch Zwang im Umlauf und eben durch nichts gedeckt.

Oh, sorry. Doch! Durch die Versprechen von Regierungen.

So begann ein Zyklus, den ich persönlich mehrmals durchleben musste.

Menschen vertrauen einer Währung einer Weile lang, die auch dadurch bestimmt wird, wieviel Macht eine Regierung hat.

Hält dieses Vertrauen, bleibt die Währung im Umlauf, bis die Menschen dann das Vertrauen wieder verlieren. Und dann? Ostmark, D- Mark, EURO…

Geld war eigentlich immer etwas, das von sich aus Wert hatte.

Doch dann meinten die Politiker; wir brauchen nichts wertvolles mehr, wir brauchen nur politische Entscheidungen. Wir sagen einfach, dieses bedruckte Stück Papier wäre Geld.

Regierungen haben also etwas an sich Wertloses zu Geld erklärt.

Da nun Währungen nicht mehr durch echte Werte gedeckt sind, bemisst sich ihr „Wert“ nur noch im Verhältnis zueinander.

Ergo; Länder mit schwachen Währungen können Produkte günstig herstellen. Um so als Handelspartner noch attraktiver zu werden, besteht nun die Möglichkeit für sie, Währungen gezielt zu entwerten.

Zurück zum Dollar.

Jede Papierwährung vergleicht sich mit ihm. Sinkt er, reagieren die Zentralbanken anderer Länder und schreiten auf dem Währungsmarkt ein, damit die Auswirkungen ihre Wirtschaft nicht beeinträchtigen.

Doch es kommt noch heftiger.

Ohne die Kopplung an Gold, konnte und kann die US – Staatskasse beliebig viel Geld leihen und ausgeben.

Braucht die Regierung Geld, so leiht sie es sich von der Notenbank. Die Notenbank druckt die erforderlichen Banknoten und bekommt von der Staatskasse einen Schuldschein.

Den nennt man dann Staatsanleihe.

Mit dem geliehenen Geld bezahlt die Regierung ihre Rechnungen und Verpflichtungen.

Zeitgleich versteigert die Staatskasse und die Notenbank diese Staatsanleihen bei Auktionen, wo z. B. ausländische Zentralbanken oder Rentenfonds, die diese Staatsanleihen kaufen.

Warum auch nicht, der US Regierung Geld zu leihen war doch seit jeher eine sichere Investition.

Wenn diese Darlehen jedoch für Rechnungen und die Auszahlungen früherer Anleihen genutzt werden, woher bekommt dann die Regierung das Geld, um diese aktuellen Anleihen nebst Zinsen zurück zu zahlen?

Sie ist doch verpflichtet, das Geld mit Zinsen zurückzuzahlen?!

Wenn sie es allerdings unter obigen Gesichtspunkten zurückzahlen muss, kann sie es ja nicht. Erst recht nicht mit Zinsen.

Lösung? Ganz einfach; sie leiht sich noch mehr Geld um die ursprünglichen Kredite nebst Zinsen zu bezahlen und der Schuldenberg wächst und wächst und wächst.

Nochmal; der Deal ist der, dass man vorgibt, der Regierung Geld zu leihen und diese sagt zu, es nebst Zinsen zurückzuzahlen.

Und für genau diesen Zweck wird das Geld erschaffen. Vorher existierte es gar nicht. Zentralbanken erschaffen es aus dem Nichts.

Mit ein paar Klicks erschaffen sie Geld, was die Staatskasse der Regierung ausgeben kann.

Wie nennt man dieses System am besten?

Wenn der erste und einzige Dollar der Welt dadurch entsteht, dass man ihn sich leiht und dann mit einem Dollar Zinsen zurückzahlen will, woher kommt dann der zweite Dollar???

Man muss auch ihn leihen.

Ist das nicht wie ein Pyramidensystem, weil man die Schulden nie zurückzahlen kann und immer mehr Schulden anhäufen muss?

Die USA erwirtschaften seit 1971 stetig Handelsdefizite: Für ihre Wareneinfuhren bezahlen sie andere Lieferländer in US Dollar. Wenn diese Länder nun diese Dollargewinne in ihre eigene Währung konvertieren würden, würden diese an Wert gewinnen.

Das würde jedoch bedeuten, dass das Land als Handelspartner weniger attraktiv werden würde. Deswegen investieren diese Länder ihre Gewinne z. B. wiederum in US – Staatsanleihen.

Ich wiederhole mich jetzt, doch man kann sich dieses Szenario, um es zu durchdringen, gar nicht oft genug reinziehen.

Die Länder der Welt verkaufen ihre Waren an die USA im Austausch für US – Dollar, die von der US – Notenbank gegen Schuldscheine geliehen wurden.

Dann leihen die Länder ihre Dollargewinne den USA zurück, in dem sie ihrerseits besagte Schuldscheine erwerben.

Das Geld dieser Darlehen wird nun zur Begleichung von Rechnungen und früherer Kredite verwendet.

Dafür müssen aber immer größere Beträge aufgenommen werden, um die geliehen Gelder nebst Zinsen zurückzuzahlen.

Da alte Darlehen durch immer größere neue Darlehen zurückgezahlt werden, wirkt es, als würde die ganze Welt ihr Geld in ein riesiges Pyramidensystem stecken.

Damit die US Wirtschaft also funktioniert, muss sie sich mehr und mehr Geld von anderen Ländern leihen. Und je mehr diese Länder den USA heute leihen, desto mehr müssen sie in Zukunft leihen. Hören sie auf damit, ich formulier es vorsichtig im Konjunktiv, könnte alles zusammenbrechen.

„Kleinanleger sollen nicht in Sachwerte investieren … „ – nur nochmal zur Erinnerung :-).

Mit diesem vereinfacht beschriebenen Grunddilemma kann man sicher Romane füllen – soweit geht mein Interesse hier und heute nicht.

Mein Hinweis zielt lediglich auf einige meiner Lieblingswörter diesbezüglich ab:

Selbstdenken, Kopf einschalten, Eigenverantwortung.

Und zu guter letzt seien noch ein paar hoffentlich nachvollziehbare Hinweise zum eng mit dem Thema Währungen verbundenen Wort „Inflation“ gesagt. Und das transparent.

Ohne greifbare Grundlage für Währungen, konnten Regierungen soviel Geld drucken, wie sie wollten, was letztlich den Wert der Währungen nach und nach untergräbt.

Je mehr, nehmen wir wieder Dollar, gedruckt werden, desto mehr verwässert auch dessen Wert und desto mehr sinkt dessen Kaufkraft.

Der Normalverbraucher erlebt die Inflation als verringerte Kaufkraft. Dadurch sinkt sein Lebensstandard, wenn er (besser sein Einkommen) nicht mit der Inflationsrate Schritt halten kann.

Etwas deutlicher:

Da die Inflation schneller stieg, als die Einkommen, musste der Lebensstandard innenfamiliär mit immer drastischeren Maßnehmen erhalten werden.

Bevor der Dollar von Gold getrennt wurde, ging üblicher Weise der Mann arbeiten und die Frau erledigte den Haushalt.

Ab den 70igern arbeitete die Frau dann aufgrund der Inflation auch. Man brauchte zwei Einkommen, um die gleichen Waren und Dienstleistungen zu bezahlen.

In den 90ern hörte man dann auf zu sparen. Die Sparquote fiel bei vielem Menschen nahezu auf Null. Man musste das Geld ausgeben, um die gleichen Waren und Dienstleistungen zu kaufen.

Dann die 2000er. Die Frau arbeitete, Ersparnisse waren auf Null, also … Dispo sei Dank, lieh man sich Geld.

Der Durchschnittsverbraucher ist / wurde (nenn es wie Du magst) gezwungen, sich Geld zu leihen und verschuldet sich erheblich.

Jedoch nicht für einen gehobenen Lebensstandard, sondern zum Überleben.

Es scheint also, in dem Staaten mehr Geld drucken und leihen, dass sie ihrem Volk eine verdeckte Zusatzsteuer auferlegen.

Zwei oder drei Prozent Inflation ist doch okay, sagen Zentralbanken.

Gegenfrage: Wieso sind zwei oder drei Prozent Inflation besser als keine?

Wenn waren und Dienstleistungen schneller entwertetet werden als Einkommen steigen, dann stiehlt man m. E. n den Menschen Geld.

Und wenn dann nach Sklavendienst, Frondienst der Schuldendienst Einzug gehalten hat und Du auf klassische „Geldsparprodukte“ setzt, wirst Du wahrscheinlich die nächste Währungsparty mit bezahlen.

Nochmal; meine Meinung ist meine und Deine eben Deine.

Nur scheint der Verfasser oder die Verfasserin des mich animierenden Artikels nicht der Stern zu sein, nach welchem Du Dich richten solltest.

Was nun; Geldwerte oder Sachwerte?

Mach das Gegenteil.

Kaufe auch als Kleinanleger oder gerader als dieser …  Sachwerte!

Klingt interessant? Hier geht´s lang (einfach klicken).

Alles Liebe.

Mike

Mike Gerbig

Mike Gerbig